Dienstag, 26. Februar 2008

Abendland

Die Frau, bei der ich Kind war, lehrte mich beten.
Worte, die älter waren als die Haut an ihrem Hals.
Worte der Demut und Anmaßung.
Jetzt, mit meiner Angst, die schon von jeher so zum
Lachen war, will ich diese Worte sprechen, wie damals
vor vielen, vielen Jahren, als ich das erste Mal begriff,
daß wir nicht an der Fähigkeit zu sterben, sondern an der
Unfähigkeit zu leben zugrundegehen:
Herr gib, daß ich Liebe gebe, wo Haß ist,
daß ich verzeihe, wo Schuld ist,
vereine, wo Zwietracht herrscht,

nicht um getröstet zu werden, sondern um zu trösten,
nicht um verstanden zu werden, sondern um zu verstehen,
nicht um geliebt zu werden, sondern um zu lieben.
Nur dies ist wichtig.
Denn, da wir geben, empfangen wir,
da wir uns selbst vergessen, finden wir,
da wir verzeihen, erhalten wir Vergebung,
da wir sterben, ehen wir in das neue Leben.

Schön vorgetragen von Andrè Heller und Thomas D.

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